Maria Bley

Aphasietherapie

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Aphasie

Eine Aphasie bezeichnet eine Sprachstörung, die aufgrund einer Hirnschädigung nach Abschluss des Spracherwerbs eintritt. Eine Aphasie kann sich nicht nur auf das Sprechen, sondern auch auf das Verstehen sowie das Lesen und Schreiben erstrecken und alle Ebenen der Sprachverarbeitung betreffen, d. h. die Satzebene (Syntax), den Wortschatz (Lexikon), die Wortbedeutung (Semantik) und die Lautebene (Phonologie). Aus den aphasischen Störungen resultieren aber nicht nur zum Teil massive sprachliche kommunikative Probleme, sondern häufig auch psycho-soziale Folgen, die neben beruflichen, sozialen und familiären Veränderungen für den Patienten auch enorme Belastungen für die Angehörigen darstellen können.

Spontanverlauf

Bei etwa einem Drittel der aphasischen Patienten normalisieren sich die sprachlichen Funktionen innerhalb der ersten vier Wochen, danach nimmt die Spontanrückbildung ab. Spätestens nach zwölf Monaten können Fortschritte nur noch durch qualifizierte Sprachtherapie erzielt werden. Man spricht dann von der chronischen Phase. Gegenüber den chronischen Aphasien weisen akute Aphasien ein eigenes Krankheitsbild auf. Die Bezeichnung "akute Aphasie" beinhaltet, dass die sprachliche Symptomatik von Änderungen geprägt ist. Nach der Spontanrückbildung stellen sich entsprechend stabilere Störungsbilder dar. Weitere Entwicklung der Sprachstörung Der zeitliche Verlauf der Rückbildungsprozesse und der Rückbildungsgrad wird vor allem mit dem Schweregrad der Sprachstörung zu Beginn in Zusammenhang gebracht. Es gibt allerdings noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse dazu, welche Faktoren Einfluss auf die Rückbildung der Sprachstörung haben. Neben dem Schweregrad werden die Flüssigkeit der Sprache oder die Kommunikationsfähigkeit, die Ausdehnung und der Ort der Hirnschädigung, die Ausprägung der Sprachverständnisstörung, Alter und Geschlecht usw. als Einflussfaktoren diskutiert.

Ziele in der Therapie

Die Zielsetzungen in der Therapie von Aphasien orientieren sich an den Ergebnissen einer eingehenden Erhebung der Krankheitsvorgeschichte und kommunikationsorientierter Untersuchungsverfahren. Ziel ist es, die sprachlichen Leistungen und das Kommunikationsvermögen der Patienten zu verbessern und/oder angemessene Strategien zu vermitteln, um die durch die Aphasie entstandenen Beeinträchtigungen in der aktiven Teilnahme am sozialen Leben zu mindern. Für den zur Verfügung stehenden Therapiezeitraum sollten Behandlungsziele formuliert werden, deren Erreichen durch standardisierte Testverfahren objektiviert werden können.

Verlauf der Behandlung

Aus dem phasenspezifischen Verlauf und der unterschiedlichen Ausprägung von Aphasien ergibt sich, dass auch die Sprachtherapie phasen- und störungsspezifisch erfolgen sollte. Hierbei unterscheidet man im Wesentlichen zwischen einer Aktivierungsphase, dem störungsspezifischen Üben und der Konsolidierungsphase.Die Sprachtherapie sollte in den ersten Wochen, in Abhängigkeit von der Belastbarkeit des Patienten, täglich ca. ein- bis  zweimal je 30 Minuten erfolgen.Wenn sich die aphasischen Störungsbilder gefestigt haben, ist es weiterhin möglich, die Rückbildung durch störungsspezifisches Üben zu unterstützen. Die Therapie sollte während des stationären Aufenthaltes in einer Rehabilitationseinrichtung möglichst täglich mit einer Intensität von fünf bis zehn Stunden in der Woche stattfinden. Danach wird empfohlen, die ambulante Sprachtherapie bis zu sechs Monate, dreimal wöchentlich 60 Minuten weiterzuführen. Die Einzeltherapie kann durch das Angebot von Gruppentherapie und selbständiger PC-gestützter Therapie ergänzt werden.Spätestens ab zwölf Monaten nach Beginn der Aphasie entscheiden individuelle Zielsetzungen und das Lernpotential des Patienten über weitere sprachtherapeutische Maßnahmen. Auch in der chronischen Phase kann es noch sinnvoll sein, eine stationäre Behandlung mit Intensivtherapie, d.h. möglichst täglichen Therapiestunden durchzuführen.Ein Therapieabbruch sollte erfolgen, wenn durch standardisierte diagnostische Verfahren keine weiteren Lernfortschritte mehr beobachtet werden können und auch Methoden der Anpassung an Alltagsbedürfnisse erschöpft sind.

Methoden und Inhalte

In der Akutphase der Rehabilitation ist es erforderlich, z. B. die zwanghafte Wiederholung von gleich bleibenden Silben, Wörtern und Sätzen oder Fehlkompensationen, z.B. das Verwenden von Füllwörtern wie "dingsda", zu hemmen und den Leidensdruck der Patienten zu mildern, um die spontanen Rückbildungsprozesse durch vorwiegend aktivierende Therapiemethoden zu unterstützen.Neben den sich teilweise stark verändernden Symptomen in den ersten Wochen ist auch die Belastbarkeit der Patienten nach einem akuten Schlaganfall noch deutlich herabgesetzt, so dass die Konzentrationsfähigkeit häufig schnell erschöpft ist. Nach der Akutphase werden symptomorientierte, störungsspezifische Übungen gewählt, welche früh mit Kommunikations- und Transferaufgaben, z. B. in Gruppen, verknüpft werden. In den störungsspezifischen Aufgaben werden die individuell relevanten  sprachlichen Schwierigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben, Verstehen und Sprechen geübt. Es können auch Ausgleichsstrategien durch die Verwendung von nichtsprachlichen Ausdrucksmitteln wie Gestik, Zeichen oder Bildsymbolen vermittelt werden.

Zu den kommunikationsorientierten Methoden zählen beispielsweise sprachliche Rollenspiele oder Kommunikationstraining im Alltag. Ziele der Gruppentherapie sind es, die kommunikativen Aktivitäten durch offene Gespräche zu stimulieren, einzeltherapeutisch vermittelte Inhalte anzuwenden, die Interaktion durch gemeinsame Bewältigung sprachlicher Aufgaben zu fördern und eine realistische Selbstbewertung in alltagsnahen kommunikativen Situationen zu erzielen.

Angehörigenberatung

Im Rahmen eines sprachrehabilitativen Gesamtkonzepts sind Angehörigengespräche ein fester Bestandteil. Das Einverständnis der Patienten vorausgesetzt, sollten sie mindestens bei Beginn der Therapie und beim Abschluss stattfinden.  

Literatur

Springer L; In: Stemmer B & Whitaker HA (ed): Handbook of the neuroscience of language. Elsevier Academic Press 2008, 397-406.

Leitlinien 2000 der Gesellschaft für Aphasieforschung- und behandlung (GAB) und Deutsche Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neuropsychologie (DGNKN): Qualitätskriterien und Standards für die Therapie von Patienten mit erworbenen neurogenen Störungen der Sprache (Aphasie) und des Sprechens (Dysarthrie).  

Rehabilitation aphasischer Störungen nach Schlaganfall. In: Diener & Putzki: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Georg Thieme Verlag KG 2008, 920-926.  

Autorin:

Maria Bley

Leitende Sprachtherapeutin, Phase D, Klinische Linguistin (BKL) Brandenburg Klinik Bernau

Dr. med. Almut Barthel, Carla Hartwig

Schluckstörungen bei Schlaganfall

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Ein Schlaganfall ist nicht die einzige Ursache für Schluckstörungen, aber eine der häufigsten.

Was versteht man unter einer Schluckstörung?

Eine Schluckstörung (Fachbegriff Dysphagie) liegt vor, wenn die Aufnahme, die Zerkleinerung oder der Transport von Nahrung oder Flüssigkeiten vom Mundraum in den Magen gestört ist.

Wann kommt es zu einer Schluckstörung?

Eine Schluckstörung kann auftreten, wenn:

  • eine oder mehrere am Schluckakt beteiligte Strukturen in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, z. B. wenn die Zungenbeweglichkeit eingeschränkt ist oder eine Gesichtslähmung vorliegt

und / oder

  • die Wahrnehmung im Bereich der Schluckorgane gestört ist, z. B. wenn die Beschaffenheit der Nahrung oder die im Mund befindliche Nahrungsmenge nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann

und / oder

wenn es zu Problemen beim Zusammenspiel verschiedener am Schluckakt beteiligter Muskelaktivitäten kommt und dadurch die räumlich-zeitliche Koordination nicht mehr gegeben ist. 

Warum und wie häufig kommt es nach einem Schlaganfall zu Schluckstörungen?

Am Schluckvorgang sind mehr als 50 Muskelpaare beteiligt, die einer zentralen Steuerung unterliegen. Wird die "Steuerungszentrale" Gehirn durch einen Schlaganfall geschädigt, können Lähmungen, Wahrnehmungsstörungen und Koordinationsstörungen die Folge sein, die sich auch auf die Kau- und Schluckfunktionen auswirken.

Jeder zweite Schlaganfall führt unmittelbar nach dem Ereignis zu Schluckstörungen. Bei einigen Betroffenen kommt es zu einer guten und teilweise auch raschen Rückbildung, aber rund ein Viertel der Schlaganfallbetroffenen zeigt auch nach mehreren Monaten oder Jahren noch Schluckstörungen.

Welche Konsequenzen kann eine Schluckstörung haben?

Luft- und Speiseweg überkreuzen sich im Hals, wobei der Luftweg beim Gesunden während des Schluckens fest verschlossen wird. Funktioniert dieser Sicherungsmechanismus infolge der Schluckstörung nicht ausreichend, kommt es zu einem Eindringen von Nahrung oder bakteriell belastetem Speichel in die Luftwege. Daraus kann sich eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) entwickeln. Schluckstörungen bergen auch die Gefahr einer Mangelernährung oder Austrocknung des Körpers. Viele Betroffene ziehen sich aufgrund ihrer Schluckstörung aus sozialen Kontakten zurück.

Wie können die Risiken von Anfang an möglichst gering gehalten werden? Gibt es Hilfe?

Um Aspirationspneumonien möglichst zu verhindern, bedarf es eines abgestimmten Handelns im gesamten Team des medizinischen Fachpersonals und der raschen Aufklärung der Angehörigen. Zunächst muss eine fachgerechte Einschätzung erfolgen. Diese beginnt mit einer Erhebung der Krankengeschichte, schließt eine klinische Schluckuntersuchung ein und kann auch endoskopische oder bildgebende Untersuchungen beinhalten. Hierbei zeigt sich, ob der Betroffene weiter ohne Einschränkungen essen kann oder ob eine Ernährung unter Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel, wie etwa festem Fleisch, faserigem Gemüse oder krümeliger Nahrung, möglich ist. Es kann aber auch zunächst eine künstliche Ernährung über Infusion notwendig sein. In vielen Krankenhäusern gibt es bereits eine Schlaganfall-Spezialstation, die Stroke Unit. Dort wird noch in der Akutphase des Schlaganfalls mit einer intensiven Schlucktherapie begonnen. Manchmal gelingt es aber trotz aller Bemühungen nicht, eine Ernährung über eine Magensonde zu vermeiden. Diese Entscheidung bedeutet jedoch nicht, dass Essen gänzlich unmöglich ist. Der behandelnde Schlucktherapeut wird versuchen, möglichst rasch geeignete Nahrungskonsistenzen, meistens zuerst breiige Nahrung, innerhalb der Behandlung anzubieten. Gelingt das zunehmend sicherer, erfolgt ein schrittweiser Kostaufbau. In jedem Fall ist es wichtig, möglichst zeitnah mit einer Schlucktherapie zu beginnen, diese gegebenenfalls während einer anschließenden Rehabilitationsmaßnahme fortzuführen und - falls erforderlich - die Behandlung ambulant weiter zu führen.

Welche Symptome können auf eine Schluckstörung hinweisen?

  • Die Zungenbewegungen sind sehr langsam und/oder das Bewegungsausmaß der Zunge ist eingeschränkt.
  • Es fließt - häufig auch unbemerkt - Speichel aus dem Mund.Der Mundschluss fehlt oder ist einseitig eingeschränkt.
  • Ein Mundwinkel "hängt" aufgrund einer Gesichtslähmung.
  • Die Wangenmuskulatur ist schlaff, eventuell beißt sich der Betroffene beim Kauen auf die Wange.
  • Nahrung oder Flüssigkeit dringen in die Nase ein.
  • Der Betroffene räuspert sich, hustet oder würgt beim Essen oder bis zu 20 Minuten nach einer Mahlzeit. Das kann unter Umständen auch nur bei bestimmten Nahrungskonsistenzen vorkommen.
  • Die Stimme verändert sich nach dem Schlucken. Häufig klingt sie feucht oder gurgelig.
  • Der Betroffene klagt über Schmerzen beim Schlucken oder über das Gefühl von Steckenbleiben von Nahrung.
  • Bei den Mahlzeiten kommt es zu auffälligen mimischen Reaktionen, eventuell werden die Augen feucht oder das Gesicht rötet sich. 

Kommt es beim Essen oder Trinken immer wieder zum Husten oder Würgen, ist eine Schluckstörung auch für den Laien schnell erkennbar. Leider zeigen einige Betroffene aber keine Schutzreaktionen. Bleiben Husten, Räuspern oder Würgen aus, kann es zu einem unbemerkten Eindringen von Nahrung in die Luftröhre kommen. Dann spricht man von "stiller Aspiration". Hier treten viel häufiger Lungenentzündungen auf als bei Schluckstörungen mit vorhandenem Hustenreflex.

Bei welchen Auffälligkeiten muss man die Möglichkeit einer stillen Aspiration in Betracht ziehen?

  • Steigende Entzündungsparameter, die der Arzt feststellt.
  • Brodelnde oder rasselnde Atemgeräusche.
  • Unklares schnelles Auffiebern, oder länger anhaltende erhöhte Temperatur.
  • Lungenentzündungen. 

Was können Schlaganfallbetroffene bzw. Angehörige tun, um die Gefahr des Verschluckens nach einem Schlaganfall so gering wie möglich zu halten?

Angehörige sollten möglichst schnell den Kontakt zu erfahrenem medizinischen Fachpersonal suchen. Es kann sehr sinnvoll sein, bei einer Schlucktherapie einmal dabei zu sein, wichtige Anpassungen in der Praxis zu erleben und sie gegebenenfalls gemeinsam zu erproben.

Einige Grundregeln müssen im Falle einer Schluckstörung immer beachtet werden:

  • Essen und Trinken nur in aufrechter Sitzhaltung.
  • Während des Essens nicht "plaudern", nur sprechen, wenn der Mund leer ist.
  • Beim Essen Zeit lassen.
  • Gut kauen. Kleine Bissen bzw.Schlucke nehmen.
  • Neue Nahrung erst aufnehmen, wenn der Mund leer ist.
  • Auf einen vollständigen Mundschluss beim Schlucken achten.
  • Mundpflege nach jedem Essen (Mund und Zähne säubern).
  • Nach der Mahlzeit möglichst noch 20 Minuten aufrecht sitzen bleiben.

Autorinnen:Dr. med. Almut Barthel, Oberärztin Carla Hartwig, Logopädin (beide Klinik für Neurologie, DRK Kliniken Berlin I Köpenick)

Ulrike Burg

Ohne Worte - Kommunikation mit Aphasikern

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Sprache ist eines der alltäglichsten und wichtigsten Werkzeuge des Menschen.

Ihr (teilweiser) Verlust hat oft dramatische Folgen, denn Sprache begleitet uns durch den Alltag: Sprache hilft uns, unsere Anliegen zu formulieren, unsere Persönlichkeit auszudrücken und durch Gespräche Probleme zu bewältigen. Menschen benutzen Sprache, um in sozialen Kontakt zu treten. Sie ermöglicht die Teilnahme am sozialen und öffentlichen Leben. Ihr Verlust führt leicht in die Isolation. Ohne Sprache ist eine Erwerbstätigkeit oft nicht mehr möglich und viele Freizeitaktivitäten brechen weg. Wer Sprache nicht versteht, kann nicht lesen, fernsehen, Radio hören, ins Theater gehen, im Internet surfen und vieles mehr. Ohne Sprache ändert sich das ganze Leben.

Dennoch ist Kommunikation ohne Sprache möglich, denn sie ist "nur" ein Werkzeug. Kommunikation geht über die Sprache hinaus. Lange bevor der Mensch spricht, kann er kommunizieren. Säuglinge sind auf unsere Fähigkeit der sprachlosen Kommunikation angewiesen und wer Eltern und Säuglinge beobachtet, erlebt, dass diese Form der Kommunikation funktioniert - auch ohne Sprache. Viele wesentliche Dinge werden sprachlos vermittelt und verstanden. Diese Fähigkeit behalten und benutzen Menschen ihr Leben lang. Tonfall, Mimik, Gesten und Handlungen funktionieren wortlos: Ein aufmunternder Händedruck, ein freundliches Lächeln, verständnisloses Kopfschütteln, höhnisches Gelächter, ironisches Augenzwinkern, tröstende Umarmungen - die Vielfalt nonverbaler Kommunikation ist groß. Trotzdem ist sie nicht unendlich. Sprache bleibt ein wichtiges Werkzeug, weil viele Inhalte nur oder sehr viel leichter sprachlich vermittelt werden können.

Um eine Sprachstörung in der Kommunikation auszugleichen, ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, dass Kommunikation Teamwork ist. Das Werkzeug Sprache funktioniert auch allein, zum Beispiel beim Tagebuch oder im Selbstgespräche. Kommunikation jedoch braucht einen Sender und einen Empfänger. Sie ist ein gemeinschaftlicher Akt der Verständigung. Misslingt die Kommunikation, leiden beide und keiner trägt allein die Verantwortung dafür. Weder der Gesprächspartner als der Sprachgesunde, noch der Aphasiker als der sprachlich Eingeschränkte ist allein verantwortlich für Erfolg oder Misserfolg der Kommunikation. Beide müssen sich um einen gelungenen Kontakt bemühen.

Was können nun Aphasiker und ihre Gesprächspartner tun, um die Kommunikation zu erleichtern? Hier einige konkrete Hinweise:

Geduld

  • Vermeiden Sie Erfolgsdruck. Auch gesunde Kommunikation geht schief und führt zu Missverständnissen.
  • Vermeiden Sie Zeitdruck. Wer sich beeilen muss, macht häufiger Fehler.
  • Lassen Sie den anderen ausreden. Aphasiker brauchen häufig länger. Lassen Sie ihnen die Zeit, die sie brauchen und machen Sie nicht zu früh Wortvorschläge.
  • Sichern Sie das Verständnis durch zusammenfassende Rückfragen: "Habe ich Dich richtig verstanden? Du möchtest Kaffee? Mit Milch?" Das dauert zwar etwas länger, vermeidet aber Missverständnisse.
  • Manchmal gelingt die Kommunikation trotz aller Bemühungen nicht. Beenden Sie gemeinsam den Versuch und probieren Sie es später noch einmal.
  • Resignieren Sie nicht. Häufig klappt später, was im Moment unmöglich erscheint. 

Respekt

  • Bleiben Sie ehrlich. Wimmeln Sie den anderen nicht ab, indem Sie Verständnis vortäuschen.
  • Werden Sie nicht ungeduldig, wenn der andere Sie nicht versteht. Eine Sprachstörung bringt es mit sich, dass nicht immer die richtigen Wörter gefunden werden und dass Wörter nicht oder falsch verstanden werden. Weder Aphasiker noch Gesprächspartner sollten mit Ärger reagieren. In dieser für beide schwierigen Situation kann keiner etwas dafür, wenn er den anderen nicht versteht.
  • Korrigieren Sie den Aphasiker nur, wenn er dies ausdrücklich möchte. In der Kommunikation geht es um Verständnis. Es ist keine Therapie. Nur der Inhalt ist wichtig, unabhängig von der Form. 

Konzentration

  • Schaffen Sie eine eindeutige Kommunikationssituation, indem Sie Blickkontakt herstellen und ablenkende Geräuschquellen abschalten.
  • Überfrachten Sie die Kommunikation nicht. Konzentrieren Sie sich auf die Vermittlung des Wesentlichen.
  • Lenken Sie den Aphasiker bei hartnäckigen Wiederholungen ab oder unterbrechen Sie ihn einfühlsam, wenn er in einen ablenkenden Redestrom gerät. Tun Sie dies mit der nötigen Sensibilität und dem gebührenden Respekt. Sie helfen dem Aphasiker damit, sich wieder auf die aktuelle Situation zu konzentrieren und helfen ihm aus der Sackgasse unbeabsichtigter Wiederholungen. 

Eindeutigkeit

  • Klären Sie zunächst das Thema, um das es gehen soll. Kommen Sie vom Allgemeinen zum Detail.
  • Unterteilen Sie längere Zusammenhänge in kleinere Teilschritte. Wenn Sie den Vorschlag machen wollen, am Wochenende die neue Ausstellung in der Nationalgalerie zu besuchen, fragen Sie in Etappen: Wochenende; Museum; Nationalgalerie; Neue Ausstellung; Wir.
  • Nutzen Sie kurze Sätze.
  • Betonen Sie die wesentlichen Schlüsselwörter: "Möchtest Du Kaffee?"
  • Stellen Sie Ja/Nein-Fragen.
  • Wiederholen Sie Aussagen und Fragen eventuell in anderem Wortlaut: "Möchtest Du etwas trinken?", "Hast Du Durst?" 

Kreativität

  • Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf, sowohl um sich verständlich zu machen, als auch um den anderen zu verstehen.
  • Benutzen Sie die körpereigenen, nonverbalen Hilfsmittel wie Gestik, Mimik, Körpersprache, Geräusche, Pantomime.
  • Setzen Sie alle Hilfsmittel ein, die Ihnen einfallen. Nutzen Sie Gegenstände zum Malen, Tippen, Zeigen, Schreiben. Neben Papier und Bleistift können auch Handys oder Computer oft gute Hilfsmittel sein.
  • Beziehen Sie durch Zeigen Ihre Umgebung mit ein.Wenn Sie nicht verstehen, was der andere Ihnen sagen will, versuchen Sie, es zu erraten. Machen Sie Vorschläge, was Sie denken, was es sein könnte. 

Nähe

  • Gehen Sie in Kontakt. Kommunikation ist Austausch und Gemeinsamkeit. Die Qualität eines Gesprächs geht weit über den rein sprachlichen Informationsaustausch hinaus.
  • Bleiben Sie neugierig. Hören Sie nicht auf, sich für den anderen und sein Anliegen zu interessieren. Nur dann können Sie verstehen, was die Worte nicht sagen. 

Autorin:

Ulrike Burg Klinische Linguistin

Ambulantes Rehazentrum am St. Getrauden Krankenhaus

C. Stechert

Möglichkeiten der Schmerztherapie nach einem Schlaganfall durch physikalische und physiotherapeutische Behandlungen

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Schlaganfälle können zu Schmerzen unterschiedlicher Art führen. Zum einen kann der Schmerz als direkte Folge des Schlaganfalls auftreten, wenn der Insult in einem bestimmten Hirnareal lokalisiert ist, und dadurch akute Schmerzen hervorgerufen werden. Eine zweite Ursache von Schmerzen sind Sekundärfolgen. Diese können durch Muskelverspannungen, durch Schwellungen der Extremitäten auf der betroffenen Seite und auch durch Ausweichbewegungen, Schonhaltungen bzw. Überlastungen der vermeintlich nicht betroffenen Körperhälfte auftreten.
Diese Schmerzen können auf verschiedenen Wegen behandelt werden, wovon im Folgenden einige Möglichkeiten vorgestellt werden sollen. Bitte achten Sie bei den Behandlungen darauf, dass diese Therapien nicht für alle Patienten in Frage kommen und nur unter Berücksichtigung möglicherweise gleichzeitig bestehender Krankheiten angewendet werden können.

Methoden der Schmerzbehandlung durch einfache physikalische Maßnahmen im häuslichen Umfeld:

1.    Wärmeanwendungen

Wärme führt zu einer Durchblutungssteigerung des Gewebes, wodurch Schlackestoffe besser abtransportiert und Muskelverspannungen gemindert werden können. Bei jeder Wärmebehandlung sollte man beachten, dass sie nicht auf geschwollenen Gliedmaßen angewendet wird, die vermehrte Durchblutung verhindert sonst die Rückbildung der Ödeme.Möglichkeiten der Wärmebehandlung:

  • Die „Heiße Rolle“ ist eine sehr gute Variante zur Schmerzbehandlung. Hierzu sollte ein Helfer zwei normale Handtücher längs einmal zusammenlegen und dann nacheinander fest zu einer Rolle wickeln, die einen kleinen Trichter bildet. In den Trichter wird sehr langsam kochendes Wasser gefüllt, so dass die Handtücher leicht durchfeuchten. Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht die Finger verbrühen!Dann rollt man die Handtücher mit leichtem Druck über die betroffene Körperpartie solange die Temperatur angenehm ist. Das Handtuch wird nun Stück für Stück abgerollt, so dass immer wieder heiße Abschnitte entstehen, die eine Behandlungsdauer von 15-20 Minuten gewährleisten. Diese Anwendung ist neben der Wärme mit einer leichten Massage verbunden und deshalb sehr wirkungsvoll. Die meisten Patienten empfinden das als sehr angenehm, da es als Ausdruck von Wärme und Zuwendung gewertet wird.
  • In der Apotheke gibt es Pelosepackungen oder Gelpackungen, die Sie einfach im Wasserbad erwärmen und auf oder unter den betroffenen Körperteil legen können.
  • Kirschkernkissen, die im Ofen oder auf der Heizung erwärmt werden, bieten eine einfache Anwendungsmöglichkeit.

2.    Lagerung

Die betroffenen Körperteile sollen schmerzfrei gelagert werden. Hierzu dienen zusätzliche Kissen und Rollen, die die Auflage der Extremitäten unterstützen und halten.Geschwollene Hände sollten etwas erhöht und sicher liegen. Bei einer schmerzhaften Schulter müssen das Schultergelenk und der Arm gut unterstützend abgelegt sein, so dass es nicht zu schmerzhaften Überdehnungen der Strukturen kommen kann.

3.    TENS Strombehandlung   (Transkutane elektrische Nervenstimulation)

Mit Hilfe eines kleinen batteriebetriebenen Elektrotherapiegerätes kann eine Schmerzbehandlung zu Hause selbständig durchgeführt werden. Dabei werden Elektroden auf der Haut befestigt und Hautnerven durch elektrische Reize niedriger bis mittlerer Frequenz angeregt. Aktuellen Theorien entsprechend werden dabei schmerzleitende Nervenfasern durch den Reizstrom indirekt in ihrer Reizweiterleitung blockiert.Der Hausarzt rezeptiert das Gerät, weist Sie in die Bedienung ein und erklärt ggf. die Anlage der Elektroden, so dass die Behandlung bei Bedarf mehrmals täglich durchgeführt werden kann. Die Stromstärken liegen im Schwachstrombereich, sodass eine gefahrlose Anwendung möglich ist. Jedoch auch hier gilt: eine Anwendung ist nur unter Berücksichtigung möglicherweise bestehender weiterer Erkrankungen (für Träger von Herzschrittmachern beispielsweise nicht einsetzbar) möglich.

4.    Bewegung

Die Bewegung aller Gelenke und Dehnung der Muskulatur ist von großer Bedeutung, um Kontrakturen (d.h. Bewegungseinschränkungen) der Gelenke und Verspannungen von Muskeln vorzubeugen bzw. aufzulösen. Ihr(e) Physiotherapeut(in) stellt Ihnen gern einen täglichen Übungsplan zusammen. Sollten Sie allein nicht in der Lage sein, die Bewegungen umzusetzen, bitten Sie ein Familienmitglied sie bei der Bewegung der gelähmten Arme und Beine zu unterstützen.

5.    Wannenbäder mit Zusätzen

Ein Vollbad mit unterschiedlichen Zusätzen wie zum Beispiel Melisse, Baldrian, Heublumenextrakt wirkt entspannend und beruhigend. Hierbei ist zu beachten, dass die Wassertemperatur im Bereich von 36-38°C liegt. Ein Vollbad stellt immer eine hohe Belastung für den Kreislauf dar und sollte unbedingt vor der Anwendung mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Schmerzbehandlungsmöglichkeiten in der physiotherapeutischen Praxis

1.    Massagen
Durch klassische Massagen wird die Durchblutung der Muskulatur gefördert und Verspannungen werden gelöst.

2.    Lymphdrainagen
Sie werden zur Verbesserung des Lymphabflusses bei Ödemen (Schwellungen durch Gewebswasser) angewendet und tragen durch die Verminderung der Spannungen im Gewebe zur Schmerzlinderung bei. Lymphödeme sind gerade bei Schlaganfallpatienten mit Lähmungen ein häufiges Problem. ElektrotherapieIn der physiotherapeutischen Praxis können mit Hilfe eines Elektrotherapiegerätes sehr unterschiedliche Stromformen zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Eine weitere Möglichkeit bietet der Ultraschall. Hierbei kommt es zu einer Mikrovibration im Gewebe, die zu einer Durchblutungsverbesserung, Tonussenkung und somit letztlich zur Schmerzlinderung durch Verbesserung des Gewebsstoffwechsels führt.

3.    Hydroelektrische Bäder
Bei dieser Therapieform wird galvanischer Strom in einem Voll-, Zwei- oder Vierzellenbad angewandt. [Vgl. 1]
Es ist zu beachten, dass alle elektrotherapeutischen Anwendungen nicht bei Patienten mit einem Schrittmacher (Herz- oder Hirnschrittmacher) durchgeführt werden dürfen.4.    BewegungstherapieKontinuität bei allen Bewegungsformen z.B. Dehnung, Kräftigung, Mobilisation ist die wesentliche Voraussetzung, um muskuläre Ungleichgewichte zu vermeiden, Schmerzen zu lindern und zu beseitigen.
Nach Möglichkeit nutzen Sie auch Bewegungstherapien im Wasser. Der große Vorteil besteht darin, dass Bewegungen durch den Auftrieb des Wassers leichter ausführbar sind.
Die Teilnahme an einer Gruppentherapie ist ebenfalls geeignet, Schmerzen zu vermindern, da alle Bewegungen kontrolliert und in einer sozialen Gemeinschaft durchgeführt werden. Hierbei ist neben dem Spaß in der Gruppe auch der Motivationsfaktor einer engagierten und aktiven Sportgruppe nicht zu unterschätzen.

5.    Manuelle Therapie

Durch diese Behandlungsmethode können Gelenkblockierungen bzw. Muskelverspannungen durch eine sanfte Mobilisation behandelt werden. Das muskuläre Ungleichgewicht wird verbessert, wodurch die negative Beeinflussung der Gelenkstrukturen gemildert bzw. aufgelöst und die Bewegung schmerzfrei ausgeführt werden kann. Diese angeführten Behandlungsmethoden, sind neben vielen anderen, zur Schmerzlinderung nach einem Schlaganfall geeignet. Es liegt an jedem Patienten, gemeinsam mit dem Therapeutenteam die für ihn effektivste Methode zu finden. Von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg ist jedoch, dass nicht nur  passive Therapien angewandt werden. Die Bewegung ist zur Vorbeugung von Schäden und zur Erhaltung des Erreichten immer die wichtigste Therapie, hierzu gibt es auch gute wissenschaftliche Untersuchungen.

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